Die Assetklasse P2P (Peer-to-Peer) oder auch Crowdlending ist noch relativ jung und hierzulande recht unbekannt. Im Grunde bedeutet es, dass Kredite zwischen einem privaten Kreditgeber und einem Kreditnehmer vergeben werden.
In diesem Artikel gehe ich auf die Branche der P2P Plattformen ein und erkläre euch wie in der Regel eine Plattform funktioniert.
Einführung – Was ist P2P und was nicht?
Mittlerweile sind Fintechs fast normal. Weltweit wird versucht die Bankenindustrie zu disruptieren. 2005, fast unbemerkt, entstand eine neue Anlageklasse, die bisher nur Banken vorenthalten war. Nun aber ist die Anlageklasse auch uns Privatanlegern zugänglich. Seitdem sind weltweit hunderte P2P Plattformen entstanden, die im Jahr 2015 einen Gesamtumsatz von 3,2 Milliarden US-Dollar hatten und teilweise äußerst attraktive Zinsen bieten. Das Jahr 2020 stellte für viele P2P Plattformen die größte Herausforderung dar. Die klassischen Investoren nutzten die Gunst der Stunde und investierten in stark gefallene Aktien. Die Plattformen die überlebt haben sind nunmehr stärker den je und arbeiten allesamt an der Lizenz zur Anlagevermittlung – womit auch eine Anlegerschutz einhergeht.
Um zu verstehen, wie sich P2P Lending vom klassischen Kreditgeschäft der Banken unterscheidet, schauen wir uns zunächst einmal dieses an.
Das Kerngeschäft von Banken ist es, auf der einen Seite Einlagen von uns Kunden zu verwalten und auf der anderen Seite diese an andere Kunden in Form von Krediten zu verleihen. Das kann das übliche Guthaben auf dem Girokonto, Tagesgeldkonto, Sparbuch oder eine Anlage als Festgeld sein. Mit diesem Geld und ihrem Eigenkapital „arbeitet“ die Bank.
Den Einlegern zahlt die Bank einen Zins, von den Kreditnehmern verlangt die Bank einen Zins. Die Differenz zwischen den beiden Zinssätzen ist der Zinsüberschuss der Bank, mit welchem sie ihr Geld verdient. Die Kredite, welche die Bank herausgibt, sind also mit den Einlagen der Kunden sowie dem Eigenkapital der Bank finanziert. Zwischen den Einlegern und den Kreditnehmern besteht keine direkte Verbindung, da die Bank das gesamte (Ausfall-)Risiko der Kredite trägt. Dafür beteiligt sie die Einleger aber auch nicht am Kreditzins.
Ein P2P Kredit ist ein Kredit von einer Privatperson zu einer anderen. Auch in der Vergangenheit war es schon möglich, einer Privatperson einen privaten Kredit zu gewähren. Mit Einführung einer automatisierten Plattform zur Vermittlung von privaten Krediten wurde das Konzept auf eine nächste Ebene gebracht.
Auf den zahlreichen P2P Plattformen können Kreditsuchende Kreditanfragen stellen, die privaten (und mittlerweile auch institutionellen) Anlegern zugänglich sind, die dann in diese Kredite investieren können. Den Investoren fließen direkt die Zinszahlungen der Kredite zu. Die Plattformen partizipieren an dem Geschäft durch eine einmalige Gebühr.
Vorteile – Warum / Wann könnte das Produkt interessant sein?
Dank der P2P Plattformen wie z.B. Bondora*, Twino*, Mintos*, Estateguru*, Viainvest* oder Peerberry* ist es automatisiert möglich in eine große Anzahl von Kredite zu investieren. Investoren können sich attraktive Zinsen sichern und Kreditnehmer haben die Möglichkeit, auch dann einen Kredit zu erhalten, wenn sie diesen bei Banken bisher nicht bekommen konnten.
Anders als bei Banken tritt eine P2P Plattform nur als Vermittler zwischen der Geldnachfrage der Kreditnehmer und dem Geldangebot der Investoren auf. Die Einschätzung der Bonität, also der langfristigen Zahlungsfähigkeit der Kreditnehmer, ist die Hauptaufgabe einer Plattform. Hierzu klassifizieren die meisten Plattformen die Kredite in Risikoklassen, zum Beispiel von A bis E. Der Zinssatz den der Kreditnehmer zahlt, richtet sich nach der Bonitätsklasse, in welcher er sich befindet.
Zur Zeit verfügt nur Mintos als P2P Marktplatz über eine Lizenz als Investmentgesellschaft und somit über eine Einlagensicherung. D.h. sollte Mintos zahlungsunfähig werden, dann greift die Einlagensicherung bis zu 20.000€ pro Investor. Das Risiko eines Kreditausfalles bleibt bestehen. Es muss also damit gerechnet werden, dass Kredite von den Kreditnehmern nicht zurückgezahlt werden können und das investierte Geld damit verloren ist. Auch auf Rückkaufgarantien sollte man sich nicht verlassen. Die Corona Krise hat gezeigt, dass auch der Garantiegeber insolvent gehen kann.
Kommen wir also zum wichigsten Punkt…
Warum sollte man also bei all den Risiken in diese Assetklasse investieren?
Ganz klar: Mit erhöhtem Risiko sollte für Investoren auch die Rendite steigen und das ist bei P2P Krediten der Fall. Du als Investor kannst zwar schon durch einen geringen Einsatz, zwischen 1-50€ je nach Plattform, dich an einem Kredit beteiligen und so dein Ausfallrisiko streuen, aber dennoch bleibt ein Risiko bestehen.
Solltest du dich dennoch dazu entscheiden in P2P Kredite zu investieren, dann empfehlt dir Capinaut nicht mehr als 10% deines gesamten Vermögens in diese Anlageklasse zu investieren.
Nachteile – Was macht das Produkt uninteressant?
Wie zuvor erwähnt geht mit jedem Investment in P2P Kredite ein Risiko einher. Diese Risiken erscheinen für den einen oder anderen nicht tragbar und machen die Anlageklasse uninteressant.
Für alle anderen gibt es hier Tipps um die Risiken zu reduzieren.
Das Ausfallrisiko
Das Hauptrisiko ist das Ausfallrisiko. Dieses Risiko lässt sich, wie bei allen Investitionen, mit einer guten Diversifikation bzw. Risikostreuung, reduzieren.
Hierzu kannst du, auf der jeweiligen Plattform, den Auoinvest so einstellen, dass keine größeren Summen in einen Kredit investiert werden. Dadurch wird das Risiko je Plattform gesenkt.
Des Weiteren macht es Sinn seine Investments in P2P auf verschiedene P2P Plattformen zu streuen, damit das Risiko auf Insolvenz reduziert wird.
Die Bonität des Kreditnehmers
Bei jungen Plattformen kann es durchaus sein, dass Bonitäten falsch eingeschätzt werden.
Um dieses Risiko zu minimieren solltest du nur auf P2P Plattformen investieren die einen langen Trackrecord hat.
Insolvenz der Plattform
Während der Corona-Krise war der Untergang einiger Plattformen schnell und lautlos. Viele Investoren haben das Geld gedanklich abgeschrieben und nie wieder gesehen.
Auch hier ist es also sinnvoll, sein Geld nicht auf bloß einer Plattform anzulegen.
Fazit
Zusammenfassend sind etliche P2P Plattformen im Rahmen der Corona-Krise gereift und haben an ihrer Außenwahrnehmung und Marketing gearbeitet. Die Kommunikation mit den Investoren wurde deutlich verbessert und überlebende in diesem Segment sind u.a. Bondora*, Twino*, Mintos*, Estateguru*, Viainvest* oder Peerberry* mit denen ich positive Erfahrungen gesammelt habe.
In meinem Portfolio beschränke ich jedoch die Assetklasse auf max. 10%, da viele Unternehmen noch keinen Anlegerschutz vorweisen können.
Abschließend für euch noch das Magische Renditedreieck für die Assetklasse P2P:
Rendite: hoch
Risiko: hoch
Liquidität: mittel / hoch
Anlegertyp: Spekulant
* Hinweis: Auf meiner Seite wirst du keine störende Werbung für irgendwelche Produkte finden, die ich selbst nicht kenne. Ich nutze allerdings vereinzelt Affiliate-Programme, worüber ich diese Seite finanziere und welche es mir ermöglichen, die Qualität der Beiträge hoch zu halten. Durch die genutzten Links zahlst du in keinem Fall mehr, hast aber selbst ggf. Vorteile wie z.B. kostenloses Startkapital oder Zinsaufschläge. Eine Übersicht meiner Tools und Konten findest du auch hier.
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